Eurozylinder-Kupplungen und Safety?

Zerstörungsfreie Schlossöffnung, Fragen zu den verschiedenen Werkzeugen und freier Informationsaustausch

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mhmh
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Eurozylinder-Kupplungen und Safety?

Beitrag von mhmh »

Moin,

folgendes Anwendungsszenario:
Wohnung oben in Hochhaus, Verlassen nur über die Wohnungstür möglich, "normales" Einsteckschloss in der Wohnungstür, das über den Schliesszylinder verriegelt und dann auch nur über den Schliesszylinder wieder entriegelt werden kann.
In so einem Fall möchte ich von innen zwar verriegeln, aber auch immer öffnen können.

Ich schaue mir gerade einen "Xiaomi Wima" Zylinder an (deutsche Beschreibung, Hersteller) - das ist ein elektromechanischer Zylinder mit Chip im Schlüssel, mit Anbindung an ein Smart Home, man soll per App einzelne Schlüssel deaktivieren können, mit Zeitprofil versehen usw.

Neben anderen schlechten Eigenschaften ist es bei dem Zylinder so, dass der äußere Kern mit dem Innenknauf fest gekoppelt wird, sobald man einen Schlüssel einsteckt. Das bedeutet: Wenn der Schlüssel, der außen drin steckt, nicht schließt, kann man das Schloss von innen nicht entriegeln.

Ist das bei allen Knaufzylindern so?
Und wie ist das bei den verschiedenen anderen Kupplungen, Not- und Gefahrenfunktion, Priorität?
Bei Prioritätsfunktion braucht man immerhin einen passenden Schlüssel, um von außen das Schloss zu blockieren, oder?
Und bei N+G-Funktion müsste man einen passenden Schlüssel von außen festklemmen?

Schöne Grüße
mh

schabe78
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Re: Eurozylinder-Kupplungen und Safety?

Beitrag von schabe78 »

Bei Knaufzylindern blockiert ein nicht schließender Schlüssel auf der Gegenseite immer den Knauf. Genauso bei N+G. Bei Prio blockiert er auch. Hier kann der innere Kern allerdings mit passendem Schlüssel im Leerlauf, also ohne Kraftschluß zum Nocken, gedreht werden. So oder so, ist dieses Einsperr-Risiko bei allen "gefederten" Kupplungen gegeben. Zumindest ist mir kein System bekannt, wo das nicht so wäre.

Fixieren braucht man den Schlüssel von aussen bei keiner Variante. Das machen die Zuhaltungen automatisch. Je nach Form der Kupplung und des Kupplungstunnels im Nocken (u. ggf. Schlüsselverlängerungen im Kern) könnte man den blockierenden Aussenschlüssel mit einem Draht o.ä. von innen herausschieben, was natürlich bei einem Knauf nicht geht...

Die grösste Sicherheit bietet hier wohl ein seltenes Sonderprofil. Allerdings könnte auch das in einigen Fällen mit einem entsprechenden Draht von aussen blockiert werden. Geht teilweise auch bei Standardkupplungen, wenn der Kupplungstunnel nicht absolut formschlüssig mit der Kupplung ist.

Wie man einen falschen Schlüssel zu diesem Zweck manipuliren kann, damit er garnicht mehr zu entfernen ist, möchte ich hier nicht näher drauf eingehen...

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mhmh
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Re: Eurozylinder-Kupplungen und Safety?

Beitrag von mhmh »

Ok, dann braucht man für solche Anwendungsfälle (wenn man sich dagegen absichern möchte) wohl ein Einsteckschloss, bei dem sich der Riegel von innen mit der Türklinke zurückziehen lässt.

Janvi
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Re: Eurozylinder-Kupplungen und Safety?

Beitrag von Janvi »

Wohnungstüren an Hochhäusern brauchen i.d.R. eine Zulassung weil sie in einen notwendigen Treppenraum angrenzen. Seit ein paar Jahren ist das T30RS welche wiederum nur zugelassene Schlösser einsetzen dürfen. Elektronische Knaufzylinder gibts da glaube ich relativ wenig und die sind dann kreuzgrabbensaggteuer (SimonsVoss). Im Zweifelsfall ein Panikschloss. Gibts mit Zulassungen in allen Varianten und geht unabhängig vom Zylinder von innen selbst ohne Schlüssel immer auf

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Christian
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Re: Eurozylinder-Kupplungen und Safety?

Beitrag von Christian »

Wenn man selbst keine Gefahrenfunktion braucht, baut man einen Zylinder mit Prio-Funktion falschrum ein. Alternativ kann man ein Einsteckschloss mit Fallensperre einbauen, so etwas gibt es mittlerweile auch mit FH-Zulassung. Normale Panikschlösser tun es auch, und die gibt es auf jeden Fall mit Zulassung für FH-Türen. Ein seltenes Profil grenzt es auch weitgehends aus. Und wenn die Nachbarn keine "Arsxhlöcher" sind, dann hilft auch deren Telefonnummer das die den fremden Schlüssel rausziehen.

Wüsste gern was der Zyinder von r-wima.com kostet, bisher sind elektronische Zylinder ja preislich fern ab von allem. Ich denke es ist nur Frage der Zeit bis die China-Männer den deutschen Markt mit günstigeren Elektronikzylindern übernehmen.
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Christian
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Re: Eurozylinder-Kupplungen und Safety?

Beitrag von Christian »

Janvi hat geschrieben:Wohnungstüren an Hochhäusern brauchen i.d.R. eine Zulassung weil ...
Die meisten Hochhäuser die ich kenne haben ganz normale Türen an den WE-Eingängen. Meist sind die Treppenhäuser so unterteilt dass es dort Brandschutz-Abtrennungen gibt. Treppen und Aufzüge sind nur über separate Brandschutztüren erreichbar. Und auf den Etagen dann Flure zu den Korridortüren der Wohnungen. Mir fällt jetzt spontan nur ein höheres Haus hier in Essen ein, wo die Wohnungen tatsächlich Brandschutztüren (aus Holz) haben, und die dann auch ein FH-Einsteckschloss (65-Dorn, 9mm Vierkant) haben. Aber mit Bauvorschriften würden wir den eigentlichen Thread "fremd-verlabern"
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Re: Eurozylinder-Kupplungen und Safety?

Beitrag von mhmh »

Christian hat geschrieben:Wüsste gern was der Zyinder von r-wima.com kostet, bisher sind elektronische Zylinder ja preislich fern ab von allem. Ich denke es ist nur Frage der Zeit bis die China-Männer den deutschen Markt mit günstigeren Elektronikzylindern übernehmen.
Das Ding ist vergleichsweise billig (ca. 50 EUR mit 5 Schlüsseln), allerdings ist der elektromechanische Teil auch m.E. unbrauchbar, weil trivial überwindbar. Es ist ein Stift verbaut, der von einem Elektromagneten in den Kern hochgehoben wird, sobald der Zylinder einen nicht authorisierten Schlüssel erkennt. Du erkennst das Problem?

Ansonsten bietet auch Pearl seit einiger Zeit billige Elektronik-Knaufzylinder, die allerdings ähnlich sicher konstruiert sind.

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Christian
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Re: Eurozylinder-Kupplungen und Safety?

Beitrag von Christian »

mhmh hat geschrieben: .... sobald der Zylinder einen nicht authorisierten Schlüssel erkennt. Du erkennst das Problem? ... .
Wieso kommt man auf so 'ne Idee ... wollte man den Zylinder "stromsparend" konzipieren. Da man ausgeht das unautorisierte Schlüssel nur im Ausnahmefall in den Zylinder gessteckt werden. Wogegen der Normalgebrauch ja mit zugelassenen Schlüsseln passieren soll. Vielleicht so auch die Öffnung sichergestellt sein soll wenn die Batterie leer ist. So hatte man es auch bei dem alten BKS CLOU gelöst.
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Re: Eurozylinder-Kupplungen und Safety?

Beitrag von mhmh »

Christian hat geschrieben:
mhmh hat geschrieben: .... sobald der Zylinder einen nicht authorisierten Schlüssel erkennt. Du erkennst das Problem? ... .
Wieso kommt man auf so 'ne Idee ... wollte man den Zylinder "stromsparend" konzipieren. Da man ausgeht das unautorisierte Schlüssel nur im Ausnahmefall in den Zylinder gessteckt werden. Wogegen der Normalgebrauch ja mit zugelassenen Schlüsseln passieren soll. Vielleicht so auch die Öffnung sichergestellt sein soll wenn die Batterie leer ist. So hatte man es auch bei dem alten BKS CLOU gelöst.
Das wird wohl so gedacht gewesen sein.
Gibt es von dem BKS CLOU noch Fotos?
War das evtl. auch ein (Republic of) China Import? Siehe WCL-9000 von Waferlock (Fa. WFE Technology Corp.), noch z.B. hier auf Seite 14 zu sehen: https://abilinegroup.com/wp-content/upl ... alogue.pdf

wisi
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Re: Eurozylinder-Kupplungen und Safety?

Beitrag von wisi »

Aber mal was anderes als Ansatz: Panik-Einsteckschloss, wo die Türklinke von innen auch den Riegel mit zurückzieht. Dann ist es egal, ob der Zylinder blockiert. Man sollte nur darauf achten, das es keine Möglickeit von aussen gibt, die Türklinge zu betätigen, etwa durch den Türspion oder über zuviel Platz unter der Tür.

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